So ticken Wechselkunden in Krisenzeiten

So ticken Wechselkunden in Krisenzeiten
Hohe Preise für Neukunden, Vertriebsaktivitäten auf Sparflamme: Im zweiten Halbjahr 2021 gab es bei Energieversorgern weniger Wechselkunden. Zwei Kriterien stechen hervor.
Preisexplosionen, Liefereinstellungen, Vertriebsstopps: Das Endkundengeschäft hat in den vergangenen Monaten Wendungen genommen, wie es sie so noch nie gab. Und mehr denn je stellte sich vielen Verbrauchern die Frage nach einem Anbieterwechsel – sofern sie nicht schon, unfreiwillig, in die Ersatzversorgung gerutscht waren oder gerade deshalb. Doch das aktive Wechselaufkommen ging im zweite Halbjahr deutlich zurück. Das zeigt die neue „Wechslerstudie Energie“, die das Münchner Unternehmen Kreutzer Consulting und das Vergleichsportal Verivox erstellt haben.

Demnach lag der Anteil der Erstwechsler – Kunden, die aus der Grundversorgung zu einem andern Anbieter wechseln – unter privaten Stromkunden etwa sechs Prozentpunkte niedriger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im zurückliegenden Halbjahr lag ihr Anteil bei 17%. Die übrigen 83 % machten sogenannte Mehrfachwechsler aus. Wechselziel waren vor allem große Energieunternehmen. Insgesamt haben 62% der Wechlser “bei einem überregional aktiven Grundversorger außerhalb des Grundversorgungsgebiets abgeschlossen”, erklärt Studienautor Klaus Kreutzer.

Als wichtiges Kriterium erwiesen sich Preisgarantien: Verschoben hat sich dabei das Verhältnis zwischen voller und eingeschränkter Preisgarantie: Im zweiten Halbjahr schlossen fast 70 % der neuen Verträge eine volle Garantie ein – 30 Prozentpunkte mehr als 2020. Um 14 Prozentpunkte zugelegt hat nach der Erhebung der Anteil der Tarife ohne Bonus. Hintergrund war das ausgedünnte Angebot an solchen Verträgen.

Etwa auf dem Vorjahresniveau verharrte der Anteil der Erstwechsler unter den Gaskunden, der Wert betrug 17 %. Wie bei Strom präferierten Erst- und Mehrfachwechsler Grundversorger in einer anderen Region. Und ähnlich für den Strommarkt stellten die Analysten einen deutlichen Anstieg der Abschlussquote von Tarifen mit voller Preisgarantie fest. Der lag bei 59 % – gut 20 % mehr als im Vergleichszeitraum.

Immer mehr Kunden wollen Öko

Um zusehen, wie Wechselkunden ticken, haben sich die Studienautoren angesehen, welche „Filtereinstellungen“ diese auf dem Vergleichsportal vornahmen. Wie andere Portal gibt Verivox bestimmte Einstellungen vor. Was die Stromtarifangebote angeht, justierten demnach im zweiten Halbjahr 2021 zwischen 31 und 40 % der Wechsler die Filter individuell. Mehr als die Hälfte habe die Dauer der Preisgarantie angepasst, etwa 43 % hätten den Filter bei der Erstvertragslaufzeit verändert, heißt es.

Und „trotz hoher Abschlussquote von Ökostromtarifen, haben mit circa 12 % vergleichsweise wenige Wechsler von Anfang an ausschließlich Öko oder Öko plus eingestellt“. Jedoch sei dieser Anteil im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 bereits um ein Drittel gestiegen.

Die individuellen Einstellungen im Gas-Tarifrechner ähneln denen bei Strom. Der Anteil der Wechsler, die Veränderungen vornehmen, lag mit um die 40 % auf ähnlichem Niveau. Die Dauer der Preisgarantie und Erstvertragslaufzeit wurden von rund 53 beziehungsweise 45 % selber eingestellt.

Wie bei Strom legen Wechsler Wert auf grüne Produkte. Die Abschlussquote von Klimagastarifen sei um 4 % auf knapp 38 % geklettert. Allerdings: Übers ganze Jahr änderte sich wenig, bereits im ersten Halbjahr erreichte die Quote 37 %.

„In den nächsten Monaten wird es interessant sein zu sehen, ob es Nachholeffekte geben wird und das Wechselaufkommen im Sommer stark steigt“, sagt Klaus Kreutzer. Versorger müssten sich zudem auch auf die mittel- und langfristigen Folgen der Energiepreiskrise einstellen und ihre Beschaffungs- und Vertriebsstrategien anpassen.

Kreutzer weist darauf hin, dass sich die „Schere am Beschaffungsmarkt“ eines Tages auch wieder in Gegenrichtung bewegen kann. Wenn alternative Anbieter dann erneut günstig auf Spotmärkten einkaufen können, komme es für etablierte Anbieter mit langfristigen Beschaffungsstrategien darauf an, dass die Kundenbindung funktioniere – etwa mit Kombiprodukten oder anderen „Mehrwerten“.

Die Studie “Wechslerstudie Energie” kann bei Kreuzer Consulting    oder Verivox    kostenpflichtig für 2.500 Euro (ohne Mehrwertsteuer) bestellt werden.

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