Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsministerium, bei seiner Laudatio auf den "Energiemanager des Jahres", Gunar Hering, Vorstandsvorsitzender der Enertrag SE Quelle: E&M / Angela Regenbrecht

ENERGIEMANAGER DES JAHRES. Bei einer glanzvollen Feier wurde dem CEO von Enertrag, Gunar Hering, in Berlin der E&M-Preis „Energiemanager des Jahres“ verliehen. Die Laudatio hielt Staatssekretär Michael Kellner. Gunar Hering stehe nicht für die traditionelle Energiewirtschaft, aber das sei von der Jury eine ganz bewusste Entscheidung gewesen, sagte E&M-Herausgeber Helmut Sendner. Am Abend des 20. Septembers wurde der Preis in Berlin feierlich übergeben. Der geehrte CEO von Enertrag setze schon seit Jahren ausschließlich auf erneuerbare Energien und treibe als Vorstandsvorsitzender des Erneuerbaren-Unternehmens Enertrag konsequent die Energiewende voran. Deswegen wurde er von der Jury mit dem Preis „Energiemanager des Jahres 2022“ ausgezeichnet. Zahlreiche Kollegen, Weggefährten und Freunde fanden bei herrlichem Wetter den Weg nach Berlin in den Veranstaltungsort Spreespeicher, direkt am Flussufer gelegen. Schon am Nachmittag vor der Preisverleihung trafen sich dort zahlreiche Energieakteure und Industrievertreter zur gleichnamigen E&M-Veranstaltung Energiemanagerkonferenz. Diskutiert wurde dort, wie Energiewirtschaft und Industrie die Energiewende gemeinsam stemmen können. Wie Sendner bei der Preisverleihung sagte, war für viele der Name Hering eine Überraschung, weil der promovierte Physiker aus einem anderen Lager komme als viele seine Vorgänger. Aber genau deswegen sei er auch ausgewählt worden. Auch für den Jubilar war die Auszeichnung eine große Überraschung. Er hätte niemals damit gerechnet, sagte Hering in seinen Dankesworten. Gleichwohl: „Es ist mir wirklich eine große Ehre.“ Der Preis bestärke ihn, mit allen Kollegen und Kolleginnen den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen. 100 Prozent erneuerbare Energie sind möglich Enertrag mit Sitz auf Gut Dauerthal in Brandenburg setzt ausschließlich auf erneuerbare Energien und auf grünen Wasserstoff. Mit Gunar Hering an der Spitze produziert das Unternehmen jährlich rund 2 Milliarden kWh Strom aus knapp 800 eigenen Erneuerbaren-Anlagen – vor allem Windkraft – und treibt aktiv Projekte in neun Ländern weltweit voran. Neben dem Hauptstandort Dauerthal in der Uckermark betreibt es zehn Regionalbüros in ganz Deutschland. Im Ausland ist es in Polen, Frankreich, Spanien, Uruguay, Vietnam, Ghana, Südafrika und Namibia engagiert. In seiner Laudatio würdigte der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundeswirtschaftsministerium (BMWK), Michael Kellner, den Einsatz des Preisträgers für die nationale wie auch internationale Energiewende. Er sei zugleich Bundestagsabgeordneter der Grünen für die Region Uckermark, von daher freue es ihn besonders, dass eine Persönlichkeit aus seinem Wahlkreis mit dem Preis „Energiemanager des Jahres“ ausgezeichnet wurde, sagte Kellner. Es sei eine unglaubliche Leistung, was Hering und alle Mitarbeiter von Enertrag aufgebaut hätten. „Dafür meinen aller-, allergrößten Respekt“, sagte der Parlamentarische Staatssekretär unter dem Beifall der Gäste. Bei der Preisverleihung gehört seit langem eine kurze Interviewsession von Jurymitgliedern zum Programm. Den Preisträger über seine weiteren Pläne zu befragen, oblag dieses Mal wieder Christof Spangenberg, Geschäftsführer von M3 Management Consulting, und Christian Held, Partner bei Becker Büttner Held. Beide Unternehmen unterstützen den Fachverlag Energie & Management bei der jährlichen Verleihung des Preises, der im Jahr 2001 von Helmut Sendner ins Leben gerufen worden war. Der Preisträger im Interview Auf die Frage von Jurymitglied Spangenberg, welche Rolle Enertrag in der Energiewende für sich vorsieht, sagte Hering: „Als Enertrag vor rund 30 Jahren gegründet wurde, stand die Frage im Raum, ob man mit Windenergie sicher und zuverlässig Energie erzeugen kann. Heute wissen wir: Es geht.“ Das von Enertrag verantwortete Verbundkraftwerk Uckermark könne alles, was ein konventionelles Kraftwerk auch kann: sicher und zuverlässig Energie erzeugen – aber das nachhaltig. „Das sind innovative Ideen, die Enertrag ausmacht.“ Und: „Wir möchten bei der Energiewende mit gutem Beispiel vorangehen.“ Auf die Frage von Jurymitglied Christian Held, wie Hering zu Wasserstoff in Erdgas-Leitungen stehe, antwortete Hering: Es gebe heute noch sehr viele Bereiche, die mit Öl und Erdgas versorgt würden. Diese müsse künftig mit grünem Wasserstoff geschehen. Er plädiere dafür, Gasnetze, die perspektivisch nicht mehr zum Erdgastransport genutzt werden, schnell auf Wasserstoff umzustellen, denn die Pipelines seien gut geeignet, große Mengen an Energie zu transportieren. Prinzipiell sei man bei der Energiewende in Deutschland schon ein ganzes Stück vorangekommen. Gleichzeitig bleibe noch sehr viel zu tun. Er wünsche sich, dass alle gemeinsam diese Aufgabe mit Leidenschaft anpacken, „denn das sind auch die Grundwerte von Enertrag“. In einer separaten Meldung sehen Sie eine Bildergalerie von der Preisverleihung am 20. September im Spreespeicher (nur online).  

Mehr lesen

In Berlin trafen sich Branchenexperten zur E&M-Energiemanagerkonferenz. Einer der Schwerpunkte war die Bereitstellung von Wasserstoff zur Dekarbonisierung der Industrie und Wärme.   Wasserstoff gilt als Schlüssel, um künftig Industrie und Energieversorgung mit möglichst wenig fossilen Brennstoffen zu sichern. Mittels Elektrolyse kann Wasserstoff aus erneuerbarem Strom und damit klimaneutral („grün“) erzeugt werden. Dafür fehlen aktuell aber noch genug Strom, Elektrolyseure und Leitungen, um Wasserstoff zu den Abnehmern zu transportieren. Darum war der Weg von Plänen zur Umsetzung der Wasserstoffstrategie Thema auf der Berliner E&M-Energiemanagerkonferenz am 20. September. Axel Bree vom Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) sprach über die ehrgeizigen Wasserstoffpläne der Bundesregierung. Der Leiter des Referats Förderprogramme Dekarbonisierung der Industrie und Klimaschutzverträge im BMWK nannte die Aktualisierung der Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) vom Sommer als Referenz. Darin hatte sich die Bundesregierung vorgenommen, statt 5.000 MW Erzeugungskapazität für Wasserstoff in Deutschland bis 2030 schon 10.000 MW zu errichten. Die Elektrolyseure würde nicht der Staat errichten, sie sollten durch die Wirtschaft gebaut und betrieben werden, unter den Rahmenbedingungen der Politik. Für die “Wichtigen Projekte gegenseitigen europäischen Interesses” (IPCEI) habe es durchaus reges Interesse gegeben, von 270 Bewerbungen konnten 60 ausgewählt wurden. Dieses Programm sei jetzt abgeschlossen, aber eine Ausschreibung von Elektrolyseuren für 500 MW Leistung komme. Auch in anderen Programmen für die Dekarbonisierung der Industrie würden Elektrolyseure gefördert, sagte Bree. Der eigentliche Flaschenhals sei der Transport des erneuerbaren Stroms insbesondere in die südlichen Bundesländer, weshalb der Leitungsausbau beschleunigt werden müsse, was aktuell auch noch durch fehlende Genehmigungen und umstrittene Trassenverläufe verzögert werde. Hier müssten die Länder und Kommunen mitarbeiten, appellierte Bree. Etliche Regulationsfragen offen Prof. Christian Held von der Energiekanzlei Becker Büttner Held (BBH) nannte die Regulierung des Netzausbaus oder der Umwidmung von Erdgasleitungen für Wasserstoff als aktuell in der EU diskutiertes Thema. Im Trilogverfahren sei dank des Europäischen Parlaments inzwischen ein Ausweg in Sicht, sodass das Unbundling, nach dem Gasnetzbetreiber keine Wasserstoffleitungen betreiben dürfen, vom Tisch sein könnte. Eine Entscheidung könnte bis Ende des Jahres fallen. Problematischer sei noch das Vorhaben, für beide Gase unterschiedliche Gesellschaften vorzuschreiben, da im Übergang Wasserstoff sinnvollerweise dem Erdgas beigemischt werden sollte, gab Held zu bedenken. Das mache es auch notwendig, verlässliche Zertifikate besonders für grünen Wasserstoff zu definieren. Im Herkunftsnachweisregistergesetz plane die Bundesregierung bereits eine solche Regelung. Sie würde es ermöglichen, ähnlich wie heute beim Ökostrom bilanziell klimaneutrale Gase einzukaufen, auch wenn vor Ort aus der Leitung noch Erdgas kommt. Für die Enertrag beklagte der Vorstandsvorsitzende Gunar Hering die langen Entscheidungswege von rund zwei Jahren, bis Anträge entschieden werden. Andere Länder wie die USA und Saudi-Arabien hätten klare und schnelle Förderregeln, wodurch Unternehmen in Deutschland benachteiligt seien. „Bis 2030 ist nicht mehr viel Zeit und auch die Umsetzung der Projekte dauert Zeit“, mahnte der Preisträger des E&M-Energiemanagers 2022. Industrie startet schon „Wir haben einen Bedarf von 200.000 Tonnen Wasserstoff jährlich, allein in der stofflichen Nutzung, nicht als Energieträger“, sagte Thomas Riede, Vizepräsident der BASF. Dieser Bedarf gelte allein für den Standort Ludwigshafen. Um diese Mengen zu bekommen, sei eine Pipeline nötig, weshalb sein Unternehmen froh sei über das jetzt beschlossene Wasserstoffkernnetz der Bundesregierung. Allerdings werde es frühestens 2028 in Betrieb gehen und voraussichtlich nicht genug liefern können. Daher habe sein Unternehmen beschlossen, die Versorgung zu diversifizieren. Wasserstoff werde auch aus anderen Quellen beschafft werden. So baue BASF selbst eine Pyrolyseanlage und einen Elektrolyseur und kaufe auch Wasserstoff aus Erdgas ein. „Wir können nicht warten, bis alles fertig ist und müssen schon jetzt starten“, sagte der Industrievertreter. Auch „blauer“ Wasserstoff aus Erdgas verbessere die aktuelle Klimabilanz seines Unternehmens. „Eine Transformation kann auch viel Spaß machen“, sagte Gasag-Vorstand Matthias Trunk. Sein Energieversorger habe damit begonnen, die Sanierungsquote auf vier Prozent hochzuschrauben, um weniger Energie zum Heizen zu benötigen. Für die Hauptstadt hätten sich die Gasag und Partner verpflichtet, ein erstes Wasserstoffnetz aufzubauen, das zunächst die Kraftwerke anschließen werde. „Das ist eine Vorinvestition, das ist nicht im Rahmen der Regulierung zu machen“, sagte Trunk. Erst gegen 2030, wenn der erste Wasserstoff fließe, könne man Geld zurückverdienen, daher benötigen die Beteiligten einen langen Atem.

Mehr lesen
Energieeffizienz im Einzelhandel braucht mehr Anreize

Im Einzelhandel liegen ungenutzte Einsparpotenziale brach, da Vermieter zwar zahlen müssten, aber nicht profitieren. Eine Studie zeigt mögliche Auswege aus dem Dilemma. Der Einzelhandel in Deutschland konnte in den vergangenen 30 Jahren über 50 % seiner CO2-Emissionen reduzieren. Damit leisten die Händlerinnen und Händler einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Zudem konnten sie durch Energieeffizienzmaßnahmen die eigenen Kosten reduzieren. Doch erhebliche Einsparpotenziale im Einzelhandel bleiben nach einer aktuellen Umfrage des Thinktanks Adelphi ungenutzt. Der Grund sei das Mieter-Vermieter Dilemma. Befragt wurden sowohl Vermietende als auch Mietende. Die größten Energieeinsparungen können dadurch erreicht werden, gesamte Gebäude energetisch zu optimieren und nicht nur einzelne Anlagen. Aber gerade hier täte sich der mietende Einzelhandel schwer, nach Ergebnissen der Umfrage. Da Vermietende nicht direkt von den sinkenden Energiekosten innerhalb der Immobilie profitieren, erscheinen viele Maßnahmen unwirtschaftlich und werden daher nicht umgesetzt. Vor allem Vermietende befürworteten nach den Umfrage-Ergebnisse Instrumente, insbesondere wenn diese finanzielle Anreize bieten. Angepasste Förderprogramme mit höheren Sätzen und Steuererleichterungen fallen etwa hierunter. Auch einfachere und schnellere Antragsverfahren würden die Hemmschwelle senken. Als ergänzendes Instrument zum Abbau finanzieller Hürden haben die Autorinnen und Autoren zudem das sogenannte “Energiespar-Contracting” (ESC) identifiziert. Beim Thema Energiespar-Contracting gaben 40 % der Vermietenden an, sich vorstellen zu können, ESC als Finanzierungsmodell zu nutzen. Dieser Teil der Befragten sah die Vorteile in der Sicherheit, die die garantieren Leistungen des Contractors bieten sowie die Entlastungen bei den Aufgaben wie Betriebsführung, Wartung und energetische Optimierung. Der größere Teil (60 %) sprach sich dagegen aus. Die Mehrheit dieser Gruppe gab an, dass das ESC zu kompliziert sei (67 %). Außerdem waren sich 53 % von ihnen unsicher, ob mit ESC wirklich die vertraglich vereinbarten Einsparungen erzielt werden können. Bei den Einzelhändlern war die Ablehnung noch deutlicher: 93 % der Befragten gaben an, dass sie sich nicht vorstellen können, das Energiespar-Contracting zu nutzen. Auch hier war das Hauptargument, dass ihnen ein solcher Vertrag zu komplex erscheint und sie nicht sofort von den Sparmaßnahmen profitieren würden. Förderinstrumente müssen unkomplizierter werden “Grundsätzlich sollten die Instrumente in erster Linie Vermietende adressieren und für Mietparteien mit möglichst wenig Komplexität verbunden sein”, erläutert Jasmin Paulus, Managerin bei Adelphi und Co-Autorin der Studie. “Generell wurde deutlich, dass das Interesse an gebäudebezogenen Energieeffizienzmaßnahmen bei Vermietenden größer ist als aufseiten der mietenden Händlerinnen und Händler”, so Paulus. Darüber hinaus kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass verbindliche Mindeststandards für Energieeffizienz in Bestandsgebäuden ein sinnvolles Instrument darstellen, um die breite Masse der Eigentümer zur Umsetzung zu bewegen. “Die Immobilienbranche spricht sich zwar gegen verbindliche Mindeststandards aus. Doch wir haben festgestellt, dass zahlreichen Befragten die Erreichung der Klimaschutzziele im Gebäudebereich nur auf Basis von freiwilligen Instrumenten als sehr unwahrscheinlich erscheint”, ergänzt Nadine Nitsche, Consultant bei Adelphi und Co-Autorin der Studie. Dies entspreche auch den geplanten Vorgaben auf EU-Ebene, nach denen ab 2027 Mindeststandards im Bestand der Nichtwohngebäude angestrebt werden. Auch der CO2-Preis stelle zufolge ein wichtiges rechtliches Instrument zur Verwirklichung von Energieeinsparpotenzialen im Einzelhandel dar. Nach mehrheitlicher Einschätzung der Befragten sollte nämlich die Aufteilung des CO2-Preises zwischen mietender und vermietender Partei idealerweise gestaffelt nach Energieeffizienzklasse des Gebäudes erfolgen. Eine solche Regelung wird für Wohngebäude aktuell durch die Bundesregierung auf den Weg gebracht. Neben solchen verbindlichen rechtlichen Regelungen empfehlen die Autorinnen und Autoren stärkere Kooperationen zwischen Mieter- und Vermieterseite. “Das wäre etwa im Rahmen von grünen Mietverträgen möglich. Dieses Instrument weist großes Potenzial auf, beide Parteien transparent an der Reduzierung des Energieverbrauchs einer Immobilie und ihrer nachhaltigen Nutzung und Bewirtschaftung zu beteiligen”, sagt Paulus. Ein grüner Mietvertrag umfasst in der Regel mindestens eine Regelung zu einer umweltschonenden Nutzung und Bewirtschaftung der Immobilie im laufenden Betrieb. Eine durch einen grünen Mietvertrag herbeigeführte Aufteilung der Kosten und Nutzen kann Interessenunterschiede zwischen den Parteien überbrücken und beide Parteien von den vereinbarten Energieeffizienzeinsparungen profitieren lassen.

Mehr lesen
Bei Energieeffizienz klaffen Erwartung und Realität weit auseinander

Unternehmen haben zunehmend ambitionierte Effizienzziele, allerdings hapert es mit der Umsetzung. Das hat mehrere Gründe, zeigt der aktuelle Energieeffizienz-Index. Energieeffizienz ist das wichtigste Mittel der Krise zu begegnen. Davon sind viele Unternehmer und Mittelständler laut dem aktuellen Energieeffizienz-Index überzeugt. Allerdings hat die Erhebung auch einen großen Informationsbedarf ergeben. Viele Unternehmer scheinen nicht genau zu wissen, wo sie ansetzen sollen. Zudem liege der „Fokus zu sehr auf der Stromseite“, sagte Alexander Sauer, Leiter des Instituts für Energieeffizienz in der Produktion (EEP) der Universität Stuttgart, am 14. September bei der Vorstellung des Energieeffizienz-Index. Das EEP erhebt seit 2013 halbjährlich aktuelle und geplante Aktivitäten der deutschen Industrie zur Energieeffizienz. Der Energieeffizienz-Index (EEI) wird in Zusammenarbeit mit der Deutschen Energie-Agentur (Dena), dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), dem Fraunhofer IPA und dem TÜV Rheinland sowie weiteren Partnern erstellt. Insgesamt 913 Teilnehmer haben sich im aktuellen Erhebungszeitraum vom 4. April bis zum 17.  Mai 2022 zu den drei Teilindizes und insbesondere zu den Themen Krise, Dekarbonisierung und Unterstützungsbedarf im eigenen Unternehmen geäußert. Der Investitionsindex hat sich laut den aktuellen Zahlen nach starkem Einbruch während der Pandemie nun auf einem deutlich niedrigeren Niveau stabilisiert. Der Produktivitätsindex setzt seinen Anstieg hingegen fort, das heißt, die Unternehmen haben zunehmend ambitionierte Effizienzziele. Effizient zu sein ist längst pure Notwendigkeit. Die Erwartung und die tatsächliche Lage der Energieeffizienz klaffen in den Unternehmen allerdings weit auseinander – auch das ein Ergebnis der Erhebung. Reaktion auf den Krieg: mehr Effizienzmaßnahmen Der Großteil der Unternehmen erwartet einen weiteren Anstieg der Bedeutung von Energieeffizienz in den kommenden zwölf Monaten. Das ist hinsichtlich der, insbesondere auch durch den Ukrainekrieg hervorgerufenen, ungewissen Energiesituation im kommenden Winter und den bereits jetzt rapide gestiegenen Energiepreisen wenig überraschend, aber dennoch markant, so die Experten des EEP. Im Vergleich zur Erhebung vor einem Jahr schätzen mehr als doppelt so viele Unternehmen und damit die absolute Mehrheit die Bedeutung der Energieeffizienz als verhältnismäßig groß ein. Folgerichtig reagieren über die Hälfte der Unternehmen auf die gegenwärtige Krisensituation und Preis- und Versorgungsunsicherheit mit effizienzsteigernden Maßnahmen. Die energieintensiven Unternehmen reagieren dabei allerdings am zögerlichsten. Es besteht eine insgesamt hohe Bereitschaft, in Maßnahmen zu investieren. Großes Interesse besteht laut Index insbesondere an erneuerbarer Eigenstromerzeugung, Systemoptimierung und Energiespeicherung. Als interessant angesehen, aber selten ausgelotet sind der Einsatz von Gleichstrom und Wasserstoff. Abwäme und Flexibilisierung der Energienachfrage “uninteressant” Was die Experten überrascht hat: Als mehrheitlich uninteressant wird die Nutzung von Abwärme und die Flexibilisierung der eigenen Energienachfrage eingestuft. „Dies überrascht, weil es für die Potentiale dieser Instrumente einen hohen wissenschaftlich-ökonomischen Konsens gibt“, erklärte Sauer. Sie werden aber von der Industrie offenbar nicht erschlossen. Das ist insofern tragisch, da diese beiden Maßnahmen bei einer Gasmangellage besonders dabei helfen könnten Gas zu sparen: Mehr als 60 % des industriellen Energieverbrauchs fällt bei (Prozess-)wärme und Kälte an. Erklärung dafür könnten mangelnde Information zu Potentialen, Vorgehen oder ein Mangel an entsprechend qualifiziertem Personal sein. Unternehmen haben nach eigener Aussage insgesamt einen großen Bedarf für Beratung. Besonders bei Wasserstoff und Gleichstromversorgung besteht eine hohe Nachfrage sowohl nach mehr Informationen als auch nach Beratung und Umsetzungsunterstützung. „Die produzierende Industrie in Deutschland ist bereit, ihren Teil für eine klimaneutrale Volkswirtschaft beizutragen. Sie braucht hierfür jedoch Weichenstellungen seitens der Politik“, resümiert EEP-Leiter Professor Sauer. „Die aufgrund des Ukrainekonflikts international unsichere Energieversorgung ist kurzfristig unvermeidbar. Sowohl erneuerbare Energien als auch Energieeffizienz sind die Hebel, um Abhängigkeiten zu reduzieren und sukzessive eine nachhaltige Versorgung sicherzustellen.“

Mehr lesen