Zwischen Turbinen und Transformation2

Eine Branche nach der anderen fordert Gelder aus dem Infrastruktur-Sondertopf, über den am 21. März der Bundesrat abstimmt. So auch die Luftfahrtindustrie. Ein Bündnis aus 14 Verbänden und Gewerkschaften fordert von der neuen Bundesregierung Entlastungen für den Luftverkehr – und bringt das geplante Milliarden-Finanzpaket des Bundes ins Spiel. „Der Luftfahrtstandort Deutschland ist zu teuer geworden“, heißt es in einem gemeinsamen Appell, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. „Ohne entschlossene Maßnahmen droht der Branche der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und damit eine Schwächung der Anbindung des Wirtschaftsstandortes Deutschland an internationale Märkte.“ Hinter dem Schreiben stehen unter anderem der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), die Industriegewerkschaft Metall (IGM), der Flughafenverband ADV und Tourismusverbände. Sie nennen acht Maßnahmen, um den Luftverkehrs-Standort zu stärken, allen voran eine Entlastung bei staatlichen Standortkosten und die Unterstützung von Zukunftstechnologien. So sollten für die Förderung nachhaltiger Flugkraftstoffe sowie für weitere Forschungs- und Technologieförderung verstärkt Mittel des Sondervermögens genutzt werden, heißt es in dem Schreiben. Union, SPD und Grüne hatten sich darauf geeinigt, dass 100 Milliarden Euro aus dem geplanten neuen Schuldentopf für Infrastruktur und Klimaschutz in den Klima- und Transformationsfonds (KTF) fließen. Nach dem Willen der Initiative sollen zudem die Luftverkehrssteuer abgeschafft oder zumindest auf das Niveau von 2011 sinken, Bürokratielasten schrumpfen und weitere Fördermittel in die nationale Luftfahrt-Forschung fließen. Ausgebaut werden solle das „Wasserstoff-Ökosystem“ für neue Flugzeugantriebe von der Produktion über den Transport bis zu Betankungsanlagen. „Wenn wir die Klimaziele erreichen wollen, müssen wir in innovative Technologien investieren, statt die Branche mit zusätzlichen Kosten zu belasten“, sagte BDL-Präsident Jens Bischof. „Wir brauchen bezahlbare nachhaltige Kraftstoffe und neue Antriebe, um die Transformation der Luftfahrt aktiv zu gestalten.“ Die Luftverkehrsbranche sieht die staatlichen Steuern und Gebühren als Hauptgrund dafür, dass sich der Luftverkehr in Deutschland im europäischen Vergleich nur langsam von der Corona-Krise erholt.

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Schwefel statt Lithium: Berliner Batterie-Start-up Theion will die Speicherwelt auf den Kopf stellen – mit 15 Millionen Euro Rückenwind

Das Batterieunternehmen Theion erhält 15 Millionen Euro von Investoren, um seine Kristallschwefel-Technologie als effizientere Alternative zu Lithium-Ionen-Batterien weiterzuentwickeln. Mit frischem Kapital von 15 Millionen Euro will das Unternehmen Theion seine neuartige Kristallschwefel-Batterietechnologie weiter voranbringen. Das Start-up hat eine Series-A-Finanzierungsrunde abgeschlossen – also die erste institutionelle Kapitalaufnahme zur Skalierung des Unternehmens und plant, die Mittel in Forschung, Entwicklung und Skalierung seiner Zellchemie zu investieren. Ziel sei es, eine nachhaltigere, leistungsfähigere und kostengünstigere Alternative zu bestehenden Lithium-Ionen-Zellen zu schaffen. Theion sieht seine Technologie als Schlüssel für Fortschritte in Luftfahrt, Automobilindustrie und stationärer Energiespeicherung. Angeführt wird die Finanzierungsrunde von der Beteiligungsgesellschaft Team Global. Weitere Investoren sind das Solarunternehmen Enpal aus Berlin sowie Geschwister Oetker Beteiligungen, eine Investmentgesellschaft der Unternehmerfamilie Oetker. Alle drei Investoren sehen in der Schwefelchemie von Theion ein hohes Marktpotenzial – sowohl für nachhaltige Elektrifizierung als auch zur Stärkung europäischer Technologiestandorte. Schwefel statt Kobalt und Nickel Theion nutzt für seine Batterien Schwefel – ein nach eigenen Angaben in großen Mengen verfügbares Abfallprodukt –, um kritische Materialien wie Nickel und Kobalt zu ersetzen. Die Technologie basiert auf einer patentierten Verarbeitung der speziellen Kristallstruktur von Schwefel. Theion will damit gleich mehrere Probleme aktueller Batteriesysteme lösen: Neben der besseren Verfügbarkeit der Rohstoffe hebt das Unternehmen vor allem das geringere Gewicht, niedrigere Herstellungskosten und eine bessere Umweltbilanz hervor. Die Schwefelbatterien sollen laut Theion bis zu dreimal leichter sein und gleichzeitig ein Drittel der Kosten aktueller Lithium-Ionen-Batterien verursachen. Ein zentraler technischer Haken von Schwefelbatterien war bislang die geringe Zyklenfestigkeit. Die Lösung von Theion: Ein Produktionsverfahren, das die Lebensdauer deutlich erhöhen und mehr als 1.000 Ladezyklen ermöglichen soll – eine Schwelle, die für den wirtschaftlichen Betrieb notwendig ist. Laut Unternehmensangaben liegt die Energiedichte ihrer Zellen deutlich über der von konventionellen Systemen. Großes Potenzial in der Luftfahrt und im Energiespeichermarkt „Wir glauben, dass diese Zellchemie die Elektrifizierung in Mobilität und stationären Anwendungen revolutionieren kann“, sagt Lukasz Gadowski, Gründer von Team Global. Er sieht insbesondere für Luftfahrtanwendungen und den Energiespeichermarkt großes Potenzial. Auch Henning Rath, Geschäftsführer des Berliner PV-Unternehmens Enpal, betont, dass Europa eigene Batterietechnologien brauche, um sich unabhängig von asiatischen Lieferketten zu machen. Theion könne hier eine Schlüsselrolle einnehmen. Die Beteiligungsgesellschaft der Familie Oetker verweist zudem auf das Ziel, die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen zu verringern. Der Einsatz von Schwefel ermögliche es, Leistung und Nachhaltigkeit zusammenzubringen, so Sven Wiszniewski, der dort für Wagniskapital zuständig ist. Exportpotenzial und Industrieanwendungen im Fokus Theion geht von einem wachsenden Exportpotenzial für Schwefelbatterien aus. Das Unternehmen verweist auf Prognosen, wonach sich der globale Batteriemarkt bis 2030 verdreifachen werde. Das jährliche Marktvolumen könne laut eigenen Analysen auf rund 500 Milliarden Euro ansteigen – verteilt auf die Bereiche E-Mobilität, stationäre Speicher und Luftfahrt. Mit einer von importierten Rohstoffen unabhängigen Technologie wolle man Europa einen eigenständigen Beitrag zum globalen Batteriemarkt ermöglichen, so Gerhard Cromme, Aufsichtsratsvorsitzender von Theion. Das Unternehmen betont seinen eigenen Entwicklungsansatz, der sich von kapitalintensiven Strategien in den USA unterscheide. Statt großer Teams und hoher Materialeinsätze setze man bei Theion auf kleine, spezialisierte Entwicklungseinheiten mit starkem wissenschaftlichem Fokus.

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